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UmCare und Aufbruch

Hildesheim. Miteinander Menschsein möglich machen – wie kann das gelingen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Diözesantages der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum Hildesheim. Auch ein neuer Vorstand wurde gewählt.

„UMCare“: Ein wenig müssen sich die im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim versammelten Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) an diesen ungewöhnlichen Begriff gewöhnen. Aber für Peter Ziegler macht es zweierlei deutlich, um mehr Miteinander in der Gesellschaft möglich zu machen – Care in Englisch für „Sorge“ oder Zuwendung, aber auch lautsprachlich als „Umkehr“.

Der Landesvorsitzende der KAB in Bayern ist Hauptredner beim Diözesantag der Mitglieder aus dem Bistum Hildesheim. Ziegler beschreibt die zunehmende soziale Kälte in Deutschland. Aber: „Wenn wir ernst machen, muss das nicht so bleiben.“ Ziegler plädiert für eine Mindestabsicherung, die vor Armut schützt – und auf die jeder Mensch unabhängig von seiner Leistung ein Recht habe: „Als Gesellschaft können wir das stemmen.“

Damit würde auch bisher unbezahlte, aber wichtige Tätigkeiten wie Familienarbeit oder im Ehrenamt deutlich aufgewertet. „Arbeit im Sinne der Katholischen Soziallehre bedeutet Teilhabe am Schöpfertum Gottes“, stellt Ziegler heraus. Das müsse die KAB auch innerhalb der Kirche immer wieder in Erinnerung rufen.

Weitere Eckpunkte: Eine qualitätsvolle Daseinsvorsorge ist nur mit einem starken Staat möglich und nicht mit einem anonymen Markt. Das bedeute aber auch ein Wirtschaftsmodell, dass Kooperation vor Konkurrenz stellt. Gleichzeitig bedeute UmCare auch eine Rückeroberung des öffentlichen Raumes. Konkret heißt das für Ziegler: „Soziale und kulturelle Einrichtungen müssen sich nicht betriebswirtschaftlich rechnen, sondern sind von den Kommunen bereitzustellen.“ Natürlich unter Einbeziehung der Bürger*innen.

Ziegler weiß, dass sich die Vorstellung einer menschlicheren Gesellschaft nur durch eine politisch gewollte Umverteilung verwirklichen lässt. Zudem brauche es „eine UmCare in den Köpfen und ein Verlernen eingeübter Denkmuster.“

Die soziale Schieflage in Deutschland habe auch die Arbeit der KAB Hildesheim geprägt, machten die Diözesanvorsitzenden Silvia Scharfenberg und Rüdiger Wala in ihren Rück- und Ausblicken deutlich. So habe sich die KAB nicht nur am Equal Pay Day für die gleiche Entlohnung von Frauen und Männer eingesetzt. „Ein Umdenken ist mehr als nötig“, unterstreicht Silvia Scharfenberg: „Für Frauen muss am Ende eines jahrzehntelangen Arbeitslebens mehr als eine Mindest- oder Minirente stehen!“ 

Auch am Anfang des Lebens braucht es mehr Unterstützung: „Wir haben mit unseren Möglichkeiten für eine Kindergrundsicherung starkgemacht“, ergänzt Co-Vorsitzender Rüdiger Wala: „Und wir werden weiter dafür eintreten, dass der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wird und nicht der Profit.“ Das gelte sowohl für den Schutz des Sonntages als auch für den Einsatz gegen prekäre Arbeit.

Denn es sei nicht nur schlechte Entlohnung, die Arbeit prekär macht: „Fehlende Rechte, zeitliche Befristung, ungenügende Mitbestimmung und mangelnde Teilhabe an der Gesellschaft machen ebenfalls Arbeit und vor allem persönliche Lebensaussichten unsicher – und bedrohen den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch die Gefahr, abgehängt zu werden.“ Hier möchte die KAB in den nächsten Monaten Akzente setzen. Gleichzeitig wolle die KAB zusammen mit dem Bistum einen Neustart in der Arbeitnehmer*innenseelsorge versuchen: „Wir haben dazu ein Konzept vorgelegt, das vor allem auf Ehrenamt und Begleitung der Engagierten setzt.“

Mit großem Dank werden im Anschluss Silvia Scharfenberg und der bisherige Diözesanpräses Pater Ernst-Willi Paulus verabschiedet. Scharfenberg stand zwölf Jahre an der Spitze des Verbandes. „In dieser Zeit baute Silvia Scharfenberg Angebote speziell für Frauen im Verband auf. Ein jährliches Frauen-Programm war in den letzten Jahren ein fester Bestandteil ihrer Arbeit. Die Arbeit der KAB wurde durch Silvia auch in viele Bündnisse, wie beispielsweise in das Bündnis gegen Gewalt gegen Frauen, getragen und vertreten. Ein klarer Höhepunkt ihrer Arbeit war die Busaktion zum diesjährigen Equal Pay Day, wo sie die Organisation übernahm“ berichtet Diözesansekretär Dr. Timo Freudenberger und fügt an: „Ein herzliches Dankeschön sagen wir Silvia für ihren unermüdlichen Einsatz.“ Pater Paulus war 12 Jahre als geistlicher Begleiter dabei. „Zahlreiche kluge und vor allem nachdenkliche Impulse hat er in dieser Zeit gegeben. Seine Auslegungen standen immer mitten im Leben und bezogen die Menschen mit in die biblischen Geschichten ein. Der klare Blick auf die Notlagen und seine ebenso klaren Antworten auf diese bereicherten die Arbeit des Vorstands und die des Diözesanverbandes deutlich. Wir sagen ausdrücklich danke für die vielen humorvollen, nachdenklichen und immer konstruktiven Auseinandersetzungen“, würdigt Freudenberger die Arbeit von Pater Paulus.

Als Nachfolgerin von Scharfenberg wurde Gabriele Götze gewählt. Die 48-Jährige ist Teamleiterin bei der Bauordnung und im Denkmalschatz der Stadt Salzgitter. Ihr Einsatz gilt unter anderem der Stärkung der Mitbestimmung bei Betriebs- und Personalräten – und auch bei kirchlichen Mitarbeitendenvertretungen: „Noch immer fällt es vielen Menschen schwer, ihre Rechte wahrzunehmen.“ Im Bistum Hildesheim gibt es eine enge Zusammenarbeit der KAB mit der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitendenvertretungen (DiAG MAV). Gemeinsam organisieren sie die notwendigen Fortbildungsveranstaltungen für die MAVen.

Als Vorsitzender wiedergewählt wurde Rüdiger Wala. Bereits kurz vor dem Diözesantag wurde Diakon Ingo Langner als Präses auf Wunsch der KAB von Bischof Heiner Wilmer ernannt. Langner arbeitet als ständiger Diakon in Hannover und ist zudem Ausbildungsleiter für den Diakonat im Bistum. Er denkt gerne über die sozialen Herausforderungen nach und sucht nach Lösungen, aber dabei bleibt es nicht: um sich zu erden, packt er ganz konkret die Probleme unserer Zeit als Diakon und nun Diözesapräses an.

Zudem wird ein neuer Diözesanausschuss gewählt: Christina Flucke, Silvia Scharfenberg, Egbert Biermann, Arthur Grobmeier, Andreas Hippe, Christian Münzberg, Bernward Scharfenberg und Lothar Tornedde ziehen in den Ausschuss ein, der zwischen den Diözesantagen die inhaltlichen Schwerpunkte berät.

Zu Beginn des Diözesantages hat der Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Generalvikariat, Rat Christian Hennecke, auf die Bedeutung der Verbände hingewiesen: „Mit ihren jeweiligen Schwerpunkten, ihrem eigenen Charisma sind sie eine große Bereicherung für die Kirchen von Hildesheim.“ Ebenfalls zu Gast: der Bundespräses der KAB, Pfarrer Stefan Eirich, der in einem Gottesdienst auch Ingo Langner in sein neues Amt einführte. Eirich plädiert in einem Grußwort für eine weitere Demokratisierung der Kirche, wie dies in den Verbänden schon vorgelebt werde. Ein Beispiel für ihn: „Auch geistliche Ämter sollten zukünftig gewählt werden – und nicht von Bischöfen ernannt.“

Eindrücke vom Diözesantag

Wahlen

Ergebnisse der Wahlen nach neuer Satzung zum Diözesanvorstand und zum Diözesanausschuss:

 

Diözesanvorstand:

  • Gabriele Götze, Diözesanvorsitzende

  • Rüdiger Wala, Diözesanvorsitzender

 

kraft Amtes sind im Diözesanvorstand Mitglied:

  • Diakon Ingo Langner, Diözesanpräses

  • Dr. Timo Freudenberger, Diözesansekretär

 

Diözesanausschuss:

  • Egbert Biermann

  • Christina Flucke

  • Arthur Grobmeier

  • Andreas Hippe

  • Christian Münzberg

  • Bernward Scharfenberg

  • Silvia Scharfenberg

  • Lothar Tornedde

 

kraft Amtes sind folgende Personen Mitglieder im Diözesanausschuss:

  • Dr. Timo Freudenberger

  • Gabriele Götze

  • Diakon Ingo Langner

  • Rüdiger Wala

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